Schnuppern als Winzer

Blick auf Spiez
Blick auf Spiez

Schnuppern als Winzer

Vergangene Woche schnupperte ich den Beruf Winzer. Wie es mir dabei ergangen ist und was ich alles tat schreibe ich nun mehr oder weniger ausfĂŒhrlich auf.

Montag

Ich musste am Montagmorgen um sieben in Spiez sein. Da es der erste Morgen war, wurde ich von meiner Mutter gebracht. Ich hatte ĂŒberhaupt keine Ahnung was mich erwartet, auch wenn der Rebberg Meister mir am Telefon schon erklĂ€rte, dass das Lesen der Trauben in dieser Woche im Vordergrund stehen wird. Am Morgen des ersten Tages machte ich mit dem Rebberg Meister und ihrem Lehrling eine Runde durch einen Grossteil der lesebereiten Trauben. Aus allen Parzellen (in Sektoren unterteilte Traubensorten) lasen wir 100 Beeren ab und steckten sie in ein SĂ€ckchen um den Zuckergehalt zu messen und zu sehen ob sie soweit reif sind. Man musste darauf achten, dass man von verschiedenen Stellen der Parzelle die Beeren ablas. Auch war es wichtig, dass man nicht alle Beeren vom oberen Teil einer Traube nimmt, sondern auch von der Mitte und dem unteren Teil. Weil die nicht alle gleich viel Sonne erhalten und somit nicht alle gleich schnell reif sind. 

Da am nÀchsten Tag die Erntehelfer kamen, mussten wir noch die Vogel Netze herauf drehen die bei den Reben befestigt waren.

Das schwarze Netz an den Reben ist das genannte Vogelnetz
Das schwarze Netz an den Reben ist das genannte Vogelnetz

Dies war eine lockere Arbeit die mir einigermassen Spass bereitete, auch wenn sie mit der Zeit ein wenig anstrengend wurde, da man die HĂ€nde und Arme immer ĂŒber dem Kopf hatte. Am Abend reiste ich dann mit dem Zug zurĂŒck Richtung Bern.

Dienstag

06:04 das war die Zeit als ich auf Gleis 2 den Zug Richtung Interlaken Ost nahm. Im Verlauf der folgenden Fahrten fiel mir auf, das immer die selben Leute am gleichen Ort ein stiegen und jedes mal den selben Stuhl nahmen. Aus Spass tat ich dasselbe. Als ich in Spiez ausstieg, traf mich die Erkenntnis, dass Spiez im Dunkeln anders aussah. Da die Erntehelfer erst um Acht kamen, hatten wir noch Zeit die restlichen Netze hoch zu drehen. Da auch ich noch nie Trauben gelesen hatte, war es auch fĂŒr mich unentdecktes Neuland. Ich merkte aber schnell, dass ich keinesfalls langsamer war als die Ă€lteren Leute die halfen, obwohl der eine oder andere schon seit Jahrzehnten immer wieder mal auf dem Betrieb half zu ernten. Alles was man machen musste, war mit seiner Kiste durch die Reihen zu gehen und die Trauben ab zu schneiden. Doch haben die Trauben es dieses Jahr extrem schwer. Durch den vielen Regen konnten Pilze so wie falscher und echter Mehltau nicht richtig bekĂ€mpft werden. So hatten sie dieses Jahr im Schnitt 700 bis 800 Gramm weniger ertrag Pro Quadratmeter. Allerdings wurde dieser Schnitt in die Tiefe gezogen, da eine grosse Parzelle keine einzige Traube hatte. Um halb Zehn gab es eine Pause mit Kaffee und Gipfeli, danach hiess es: weiterlesen bis um zwölf.

Am Mittag gab es fĂŒr alle “Kalte Platte” zum essen, anders als an einem anderen Arbeitstag im Rebbau musste man nicht selbst Essen mitnehmen. Bis um Vier versuchten wir dann noch die eine oder andere Traube ab zu lesen auch wenn wir nicht mehr viel fanden. Am nĂ€chsten Morgen erfuhr ich dann das die FlĂ€che die am vergangenen Tag gelesen wurde nur eineinhalb Tonnen Trauben hervorbrachte. In anderen Jahren wuchsen dort bis zu dreissig Tonnen Trauben. Nach vier Uhr wuschen wir noch die Kisten aus und versorgten die Traubenscheren und die anderen Dinge. Danach ging es wieder Richtung Bern.

Mittwoch

Der Mittwoch basierte hauptsĂ€chlich darauf die Reste des Dienstages aufzurĂ€umen und fĂŒr den Donnerstag vorzubereiten. Am Vormittag musste ich zusammen mit einem der Angestellten aus einer grossen Parzelle SchnĂŒre aus den Reben heraus ziehen. Die SchnĂŒre sollten die Reben oben zusammenbinden das nicht die BlĂ€tter runter hingen und die Erntehelfer bei der Arbeit störten. Am Anfang war es eine ziemlich mĂŒhsame Arbeit da die SchnĂŒre sich immer wieder ein wenig in den Reben verfingen. Doch mit der Zeit hat man die nötige Erfahrung um die schnellste Variante auszuĂŒben.

Nach dem Mittagessen musste man erneut die Netze hoch drehen. Da man diese Arbeit schlecht zu dritt machen konnte ging ich voraus und löste bei jeder Reihe unten die Gummis, die die Netze an den PfÀhlen fest hielten. Leider schafften wir es nicht ganz alle Netze hoch zu drehen, doch hatten wir am nÀchsten Morgen ja noch eine Stunde Zeit.

Donnerstag

An diesem Tag war wieder Lesen angesagt. Am Dienstag mussten wir die Traubensorte Riesling x Silvaner lesen, eine Traube fĂŒr den Weisswein.

Riesling x Silvaner Trauben
Riesling x Silvaner Trauben

Am Donnerstag lasen wir Blauburgunder. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier um eine blaue Traubensorte.

Blauburgunder Trauben
Blauburgunder Trauben

Auch bei denen hatte man mit dem falschen und echten Mehltau zu kĂ€mpfen. Bei den Blauen Trauben kam noch ein anderer SchĂ€dling hinzu. Die Kirsch Essig Fliege (KEF). Da die KEF nur die Blauen Trauben angreift, besprĂŒht man diese mit weissem Kalkpulver um die KEF zu verarschen. Bei diesen Trauben fiel mir auf, dass es von Reihe zu Reihe unterschiedlich ist mit dem Ausmass des KEF Befalls. Manchmal schritt man durch eine Reihe und sofort trat einem der Geschmack von Essig in die Nase. Welcher erzeugt wird wenn die KEF Eier in eine Traube legt.

Erneut gab es um Zwölf “Kalte Platte” zum essen. Am Nachmittag lasen wir in einer Parzelle die in diesem Jahr erstaunlich viel Behang hatte. Zum ersten mal seit wir lasen, brauchte ich mehr als ein Kistchen um eine Reihe zu lesen.

Gelesene Trauben
Gelesene Trauben

Heute durfte ich eine Halbe Stunde frĂŒher gehen damit es mir noch in mein Training reichte.

Freitag

Am Freitag mussten wir noch den Rest der Trauben ablesen, die man am Donnerstag nicht mehr geschafft hatte. Nach dem Mittag bekamen alle frei, ich durfte noch fĂŒr eine Stunde in den Keller schauen gehen und bei der Produktion von Schaumwein zuschauen. Auch erklĂ€rte mir der Rebberg Meister wie man den weissen und roten Wein produziert und weshalb die meisten Leute lieber Weissen zur Vorspeise haben.

Mein Fazit

Mir gefiel die Woche in Spiez sehr und ich glaube das dies eine fĂŒr mich passende Lehre wĂ€re. Nun muss ich ein Mail nach Spiez schreiben und fragen ob ĂŒberhaupt eine Lehrstelle offen ist. Wahrscheinlich werde ich auch noch in einen anderen Betrieb schnuppern gehen.

Bis zum nÀchsten Eintrag.